Was wir eigentlich mal als echte Reihe im Laden mit Aktionen und Veranstaltungen machen wollten, realisiere ich jetzt als neue Reihe hier und auf Instagram! Meet the Maker wird zu „Dein kreativer Norden“ – eine Reihe in der ich interessanten ProduzentInnen und Labels oder Manufakturen aus dem Norden und aus unseren Sortiment vorstelle, euch Einblicke in ihre Arbeit und Hintergründe zu ihrem kreativen Prozess gebe. Ich liebe diesen Austausch und die Einblicke und hoffe, dass ihr gerne und begeistern mitlest. Und wenn es wieder geht, dann feilen wir dazu an den tollen Live-Veranstaltungen. Hinterlasst uns gerne Kommentare. Viel Spaß!
Der Name suga+salt Design ist Programm! Vielleicht habt ihr die Produkte von Nicole auch schon in der MachBar gesehen,: handbedruckte Taschen, Täschchen, Portmonees und Kissen(Bezüge). Sie alle sind unverkennbar geprägt von maritimen Motiven, Formen, abstrakten Wellen und Pflanzen. Ich hab mich sofort in die hochwertigen Produkte verliebt, als ich sie sah. Von der Materialwahl bis zum Design ist wirklich alles hochwertig und durchdacht. Wer also steckt hinter diesen tollen Produkten und wie entstehen sie eigentlich? Ich hab Nicole befragt und hier bekommen wir einen tollen Einblick in die kreativen Entstehungsprozesse des tollen Surflabels suga+salt Design!
Hi Nicole, du bist kreativer Kopf und kreative Hand hinter dem Label suga+salt Design. Einige kennen deine tollen Produkte vielleicht schon aus der MachBar: du produzierst handbedruckte, nachhaltige Textilien mit grafischen Motiven, allen voran mit Meeresbezug. Erzähl doch mal, welche Beziehung spielt das Meer in deiner Arbeit?
Das Meer ist mein Ideenmotor. Es liefert mir jedes Mal, wenn ich draußen bin, Input für Formen, Farben und Bilder. Die finde ich in allem – Wolken, Wind, Sonne, Vögel, Fische, Krabben, Muscheln, Seesterne, Pflanzen, Steine, die einzelne Welle, die über die Sandbank rollt … Da finde ich so viele perfekte kleine Kunstwerke, dass ich eigentlich nur noch mit den Augen sammeln und zu Hause etwas draus machen muss.
Auf deiner Website schreibst du: „Unikate mit Hintergedanken“, was deine Produkte durch und durch vermitteln. Was genau sind deine Hintergedanken?
Mein Denkansatz ist: wenn ich mich schon hinsetze und Produkte gestalte, dann sollen sie auch einen echten Mehrwert haben. Den sehe ich in der Nachhaltigkeit. So überlege ich mir einerseits genau, was das jeweilige Produkt können soll. Das ist mit ordentlich Recherchearbeit und Testphasen verbunden. Ich bin der Meinung, je durchdachter und besser handhabbar ein Produkt ist, umso länger und lieber wird es benutzt. Wie oft habe ich persönlich mich schon geärgert, wenn ich etwas gekauft habe, das sich dann als zu umständlich herausgestellt hat, weil das Produkt merklich nicht durchdacht worden ist. So etwas will ich bei meinen Produkten möglichst vermeiden. Da arbeite ich also gegen die Wegwerfmentalität an.
Andererseits sind mir die Materialien wichtig. Ich vermeide es, wo ich nur kann, Kunststoffe zu verarbeiten. Dadurch sparen wir uns sowohl die Herstellung als letztenendes auch die Entsorgung der Kunststoffe, was ja beides nicht unproblematisch für die Umwelt sein kann. Ich konzentriere mich auf Materialien, die natürlichen Ursprungs sind und die bei der Benutzung sowie der Entsorgung keinen Mikroplastikabrieb bzw. Kunststoffmüll verursachen. Das sind zum Beispiel Baumwolle, Leinen, veganes Leder (Zellulose-Latex-Gemisch), Metall. Allerdings hat diese Vorgehensweise auch Grenzen. Nämlich da, wo Plastiksparerei die pragmatische Nutzung des Produkts killen würde. So verwende ich zum Beispiel trotzdem Reißverschlüsse aus Kunststoff, da ich hierfür noch keine kunststofffreie Alternative habe. Klasse wäre da etwa ein Metallreißverschluss mit einem Band aus Baumwolle – bisher habe ich leider nur welche mit Kunststoffbändern gefunden. Zu guter Letzt soll das Design dafür sorgen, dass das Produkt mit den vielen Hintergedanken auch noch gut aussieht und auch deshalb lange benutzt wird.
Ich finde, man merkt jedem deiner Produkte an, dass es einen achtsamen Entstehungsprozess hat. Du schnitzt jeden Stempel, jede grafische Form für deine Muster und Designs selber, richtig? Wie ist so ein Entstehungsprozess eines Surfboard-Covers zum Beispiel, das ja auch nicht gerade klein ist? Wie lange arbeitest du daran?
Das stimmt, ich benutze für die Gestaltung meiner Stoffe selbst geschnittene Stempel, hauptsächlich aus Linolschnitt-Materialien, mit selbst kreierten Mustern.
Wenn ich mich also an ein Surfboard-Cover mache, überlege ich mir, welches Design ich (und auch die Käufer-Zielgruppe) gerne darauf sehen will. Dann wird skizziert und rumprobiert, beim Strandspaziergang noch einmal über alles nachgedacht, vielleicht neue Ideen für das Motiv mit nach Hause gebracht, weiter skizziert, nochmal mit den Hunden an den Strand, um eine Entscheidung für das Motiv zu treffen – tatsächlich funktionieren solche Denkprozesse draußen auf Gassirunde am besten, weil da nichts von der Kopfarbeit ablenkt und das Ergebnis spätestens am Ende der Runde feststehen muss. Wenn das Motiv steht, lege ich die richtigen Größenverhältnisse für die Bedruckfläche eines BoardCovers fest, übertrage das Motiv auf die Linolplatte und mache mich mit schön scharfem Schnitzwerkzeug an das Ausschneiden. Wenn die Stoffteile für das BoardCover nach individuell erstelltem Schnittmuster zugeschnitten sind, lege ich mir eine Glasplatte und eine Gummiwalze zurecht, um die Druckfarbe zum Stempeleinfärben auszurollen. Mit der Walze trage ich die Farbe auf den Stempel auf und dann wird losgestempelt. So kann ich für ein vollflächig bedrucktes BoardCover, das um die 3m Stofflänge bei einer Stoffbreite von 70-80cm hat, schon mal einen ganzen Tag drucken. Und noch einen Tag für die Rückseite des BoardCovers. Da weiß man abends, was man gemacht hat – besonders Handgelenk, Schulter, Rücken und Füße wissen Bescheid. Aber trotzdem ist diese Arbeit unglaublich befriedigend. Spätestens, wenn ich das Gesamtergebnis sehe, pflege ich den Muskelkater mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
Ist die Farbe trocken und durch Bügeln fixiert, brauche ich nochmal 1-2 Tage zum Nähen. Dann darf sich das fertige BoardCover auf den Weg zu den schönsten Stränden der Welt machen … Zeit für das nächste Projekt.
Gerade hast du auch außergewöhnlich schöne Linoldrucke auf Insta gezeigt – ist das eine neue Richtung für deine Produkte? Wird es die vielleicht demnächst auch käuflich zu erwerben geben?
In meinem Kopf tummeln sich eine ganze Menge Ideen für Produkte, die ich so nach und nach ausprobiere. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass ich im echten Leben als freiberufliche Grafikdesignerin arbeite und SUGA + SALT aus rein egoistischen Bedürfnissen entstanden ist: ich brauchte eine Spielwiese, um mich in allem Kreativen auszutoben, was mich interessiert und wozu ich im Grafikerinnenalltag nicht komme. Zudem brauche ich den handwerklichen Ausgleich zur fast ausschließlichen Kopf-/Computerarbeit als Grafikdesignerin.
Jedenfalls sind die von dir erwähnten Linoldrucke die ersten Ergebnisse aus meinem Projekt „Bilder für die Wand und die Postkartensammlung“ – ein Projekt von meiner Ideenliste. Ich habe also tatsächlich vor, Zeichnungen und Illustrationen, die bisher noch in meinen Skizzenbüchern vergraben sind, ans Tageslicht zu holen. Sei es in Form von Linoldrucken, Siebdrucken oder digitalen Prints. Mir schweben Formate von der Postkarte bis zum Poster vor. Der Projektprozess ist gerade in vollem Gange und so, wie es die Zeit erlaubt, wird es nach und nach Artworks auf Papier geben. Und vielleicht auch auf Holz. Ein allererstes Baby ist vor einigen Tagen in meinen Onlineshop eingezogen – eine Miniauflage eines gerahmten Linoldrucks.
Was inspiriert dich und wie findest du deine Kreativität?
Inspiration finde ich, wenn ich am Meer bin. Meistens sind es die kleinen Dinge, die meine Phantasie in Gang setzen. Wenn ich zum Beispiel bei frostigem Winterwetter einen vom letzten Sturm angespülten, tiefgefrorenen Seehasen finde, entstehen Bilder und Geschichten in meinem Kopf, die dann irgendwann auf dem Papier landen. Ich lasse mich aber auch sehr gerne von anderen Künstlern und ihren Werken inspirieren. Außerdem habe ich offenbar ein Faible für mythische Figuren und Erzählungen unterschiedlicher Völker, je ursprünglicher, desto besser.
Was ist aktuell dein liebstes Werkzeug oder Material?
Ich bin mit Stoff, Holz, Papier und Linolschnitt immer noch sehr glücklich und noch lange nicht durch mit allem, was man damit machen kann. Allerdings bin ich für Neues offen. Zum Beispiel arbeite ich mich gerade in den Siebdruck ein, um vielleicht großflächige Drucke etwas zeiteffektiver zu realisieren. Mal sehen, ob es so klappt, wie ich es mir vorstelle.
Du lebst und arbeitest bei Lübeck – was macht den Norden für dich aus?
Ganz klar: das Meer. Das war auch Schuld daran, dass ich vor ca. 5 Jahren nach Lübeck gezogen bin. Definitiv die richtige Entscheidung – weg vom Meer kann ich mir nicht mehr vorstellen. Aber genau so klar: die Menschen. Ich fühle mich mit der Mentalität, speziell dem eher entspannten Herangehen an die Dinge des Lebens, sehr zu Hause.
Wie geht es dir in der aktuellen Zeit mit deinem Unternehmen? Wie kann man dich unterstützen?
Die Corona-Krise hat mir glücklicherweise (noch) nicht so sehr zugesetzt – weder für SUGA + SALT, noch als Grafikdesigner, noch als Privatperson. Grafikaufträge sind seit Ende des letzten Jahres zwar etwas weniger geworden, finanziell komme ich aber noch gut hin. Dafür habe ich für SUGA + SALT mehr Zeit, was ich auch genieße.
Ich glaube, andere Selbständige benötigen jetzt eher Unterstützung, als ich. Trotzdem freue ich mich über alle, die an meinen Produkten und meiner Philosophie Gefallen finden und somit die individuelle Herstellung von Dingen unterstützen.
Ganz lieben Dank für diese spannenden Einblicke, liebe Nicole!
Fotos: Nicole Schweigert, suga+salt Design
suga+salt Design-Produkte sind erhältlich in der MachBar und in Nicoles Onlineshop: www.sugaandsalt.com!